BGH befasst sich erneut mit Sparkassenbelehrung

Der BGH hat sich am 27.09.2016 unter dem Az. XI ZR 309/15 in einem mitt­ler­wei­le ver­öf­fent­lich­ten Beschluss mit einer wei­te­ren Wider­rufs­be­leh­rung von Dar­le­hens­ver­trä­gen von Spar­kas­sen beschäftigt.

Dabei ging es um eine Wider­rufs­be­leh­rung eines Dar­le­hens­ver­tra­ges einer Spar­kas­se vom März 2010.

Die­se ent­hielt u.a. die mar­kan­te Fuß­no­te „Nicht für Fern­ab­satz­ge­schäf­te.“.

Die Vor­in­stan­zen das LG Bücke­burg (Urteil vom 09.10.2014 Az. 1 O 23/14) & das OLG Cel­le (Ent­schei­dung vom 10.06.2015 Az. 3 U 198/14) hat­ten die­se Wider­rufs­be­leh­rung der Spar­kas­se nicht als falsch ange­se­hen. Das OLG Cel­le ging sogar so weit, der Spar­kas­se den soge­nann­ten Ver­trau­ens­schutz des Mus­ters nach § 14 Abs. 1 BGB Info­VO a.F. zuzu­ge­ste­hen. Die Dar­le­hens­neh­me­rin unter­lag. Die Revi­si­on wur­de sei­ner­zeit nicht zuge­las­sen. Dage­gen wur­de Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de beim BGH eingelegt.

Der BGH wies die­se Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de mit Beschluss vom 27.09.2016 Az. XI ZR 309/15 zurück. Sofern kei­ne Ver­fas­sungs­be­schwer­de hier­ge­gen ein­ge­legt wer­den wird, dürf­te die Ent­schei­dung des OLG Cel­le rechts­kräf­tig werden.

Der BGH hat sich in der Ver­gan­gen­heit hin­sicht­lich der Wider­rufs­ver­fah­ren zumeist mit Wider­rufs­be­leh­run­gen der Spar­kas­sen beschäf­tigt gehabt. Dies ist inso­weit kein Zufall, weil jede Spar­kas­se für sich ent­schei­den kann und muss, ob sie ein Ver­fah­ren bis zum BGH kom­men lässt oder nicht. Bun­des­weit agie­ren­de Kre­dit­in­sti­tu­te ver­folg­ten bis­her hin­ge­gen i.d.R. eine ein­heit­li­che Stra­te­gie und lie­ßen es eher nicht auf eine Ent­schei­dung des BGHs ankommen.

Die­ser jüngs­te Beschluss vom BGH ist für betrof­fe­ne Dar­le­hens­neh­mer aller­dings kei­ne gute Ent­schei­dung. Der BGH hat kurz und knapp dar­ge­stellt, war­um die in die­sem Fall vor­lie­gen­de Wider­rufs­be­leh­rung eines Dar­le­hens­ver­tra­ges der Spar­kas­se geset­zes­kon­form war. Dies hat­te zur Fol­ge, dass der Wider­ruf des Dar­le­hens­neh­mers ver­fris­tet und damit nicht mehr wirk­sam war.

Der BGH hat zwar in sei­nem Beschluss vom 27.09.2016 Az. XI ZR 309/15 aus­ge­führt, dass die vor­lie­gen­de Wider­rufs­be­leh­rung des Dar­le­hens­ver­tra­ges der Spar­kas­se kei­nes­falls dem dama­li­gen Mus­ter der Wider­rufs­be­leh­rung ent­sprach und sich daher nicht auf den Ver­trau­ens­schutz des Mus­ters nach § 14 Abs. 1 BGB Info­VO a.F. beru­fen kann, aber der Inhalt an sich mit dem dama­li­gen Geset­zes­wort­laut über­ein­stimmt. Dies bedeu­tet, der Dar­le­hens­neh­mer wur­de aus­rei­chend über sein Wider­rufs­recht belehrt und die Wider­rufs­frist begann zu laufen.

Offen ließ der BGH zudem die Grün­de, war­um die Fuß­no­te “Nicht für Fern­ab­satz­ge­schäf­te” im vor­lie­gen­den Fall als unpro­ble­ma­tisch anzu­se­hen war. 

Hier dürf­te es inso­weit einen erheb­li­chen Unter­schied machen, wie der kon­kre­te Ver­trag geschlos­sen wur­de und wie im Vor­feld mit der Spar­kas­se ver­han­delt wur­de. Sofern hier­bei vor allem Fern­ab­satz­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel ver­wen­det wur­den, dürf­te es nach dies­sei­ti­ger Ansicht eher schwer zu begrün­den sein, war­um die­se Fuß­no­te den Dar­le­hens­neh­mer nicht in unzu­läs­si­ger Art und Wei­se über das Bestehen eines Wider­rufs­rechts ver­wirrt. Glei­ches gilt für den Fall, wenn der Dar­le­hens­ver­trag etwa per Post geschickt wur­de, aber die Ver­hand­lun­gen im Vor­feld per­sön­lich vor Ort geführt wurden. 

Sofern ein ech­tes Fern­ab­satz­ge­schäft nach §§ 312c, 312d BGB a.F. vor­liegt, gilt die­ser BGH-Beschluss ohne­hin nicht. In die­sem Fall wäre die­se Wider­rufs­be­leh­rung klar falsch gewesen. 

Sobald dem Dar­le­hens­neh­mer als unkun­di­gen aber die recht­li­che Sub­sump­ti­on auf­ge­bür­det wird zu ent­schei­den, ob ein Fern­ab­satz­ge­schäft vor­liegt und damit die Wider­rufs­be­leh­rung gilt oder nicht, ver­stößt sie gegen das Deut­lich­keits­ge­bot des § 355 Abs. 2 BGB a.F.. Bedau­er­li­cher­wei­se schweigt sich der BGH-Beschluss hier­zu völ­lig aus.

Im vor­lie­gen­den Fall han­del­te es sich zudem nur um eine ver­kürz­te Wider­rufs­be­leh­rung. Vie­le Wider­rufs­be­leh­run­gen aus die­ser Zeit haben noch einen zusätz­li­chen Absatz für „Finan­zier­te Geschäf­te“ ent­hal­ten. Hier fan­den sich oft wei­te­re Abwei­chun­gen vom dama­li­gen Mus­ter. Ob der BGH auch die­se Wider­rufs­be­leh­run­gen als aus­rei­chend ansieht, ist hin­ge­gen bis­her noch nicht entschieden. 

Es ist wie so oft, nicht das gro­ße Urteil des BGHs, son­dern ein klei­ner Beschluss, der weit­rei­chen­de Fol­gen hat. Die­ser Beschluss dürf­te für alle lau­fen­den Ver­fah­ren mit die­ser Beleh­rung rele­vant wer­den. Dies auch dann, wenn er eigent­lich kei­ne Wir­kung ent­fall­ten soll­te, weil die Fuß­no­te im Ein­zel­fall eben doch ver­wir­rend gewe­sen ist. 


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