OLG Frankfurt verurteilt Cronbank AG zur Rückzahlung von Vorfälligkeitsentschädigung

Mit Ent­schei­dung vom 21.12.2016 Az. 24 U 151/15 ver­ur­teil­te das OLG Frank­furt die Cron­bank AG in einem von hün­lein rechts­an­wäl­ten ver­tre­te­nen Fall die Bank nach dem Wider­ruf des Dar­le­hens­ver­tra­ges zur Rück­zah­lung einer Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung von über 34.000 €.

In der Wider­rufs­be­leh­rung des Dar­le­hens­ver­tra­ges hieß es u.a. wie folgt:

Sie kön­nen Ihre Ver­trags­er­klä­rung inner­halb von zwei Wochen (einem Monat)1 ohne Anga­ben von Gründen …”

Der Lauf der Frist für den Wider­ruf beginnt einen Tag nach­dem Ihnen
ein Exen­plar die­ser Wider­rufs­be­leh­rung und
die Ver­trags­ur­kun­de, der schrift­li­che Ver­trags­an­trag oder eine Abschrift der Ver­trags­ur­kun­de oder des Ver­trags­an­trags zur Ver­fü­gung gestellt wurden.” 

Das OLG Frank­furt sahen die­se vor­lie­gen­de Wider­rufs­be­leh­rung des Dar­le­hens­ver­tra­ges als unzu­rei­chend an. 

Das OLG Franfk­urt führt aus, dass sowohl die dop­pel­deu­ti­ge Frist­an­ga­be gegen das Deut­lich­keits­ge­bot ver­stößt als auch die For­mu­lie­rung des Frist­be­ginns unzu­rei­chend gewe­sen sei. Anhand der For­mu­lie­run­gen könn­te der Dar­le­hens­neh­mer zu dem Schluss gelan­gen, dass bereits mit der Über­ga­be des Dar­le­hens­ver­tra­ges und der Wider­rufs­be­leh­rung die Wider­rufs­frist zu lau­fen beginnt. Dies völ­lig unab­hän­gig von der Abga­be der Ver­tra­ge­ser­klä­rung des Dar­le­hens­neh­mers. Das Gericht folg­te hier den Aus­füh­run­gen des BGHs aus sei­nem Urteil vom 10.03.2009 unter Az. XI ZR 33/08.

Deut­lich span­nen­der waren die Aus­füh­run­gen des OLG Frank­furt Sena­tes in Darm­stadt zum The­ma Ver­wir­kung und Rechts­miss­brauch. Bei­des lehn­te das OLG Frank­furt im Ergeb­nis ab. 

Dabei ging es u.a. um fol­gen­den Sachverhalt.

Die Dar­le­hens­neh­mer hat­ten vor­lie­gend im Jah­re 2008 einen Dar­le­hens­ver­trag bei der Cron­bank AG abge­schlos­sen. Weni­ge Jah­re spä­ter fand eine Til­gungs­satz­än­de­rungs­ver­ein­ba­rung statt. Die Dar­le­hens­neh­mer ver­äu­ßer­ten 2011 die als Siche­rung die­nen­de Immo­bi­lie. Hier­für ver­lang­te die Cron­bank AG eine veri­ta­ble Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung von mehr als 34.000 €. Die Dar­le­hens­neh­mer wider­ru­fen 2014 den Ver­trag und for­der­ten die Bank zur Rück­zah­lung auf. Die Cron­bank ver­wei­ger­te dies außer­ge­richt­lich. Das LG Darm­stadt hat­te die Kla­ge zunächst noch wegen angeb­li­cher Ver­wir­kung des Wider­rufs­rechts abgewiesen. 

Das OLG Frank­furt gab der ein­ge­leg­ten Beru­fung der Dar­le­hens­neh­mer mit Urteil vom 21.12.2016 Az. 24 U 151/15 statt und ver­ur­teil­te die Cron­bank AG nach dem Wider­ruf des Dar­le­hens­ver­tra­ges u.a. zur Rück­zah­lung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung. Die­ses Urteil erfolg­te unter Beach­tung der neus­ten ver­öf­fent­lich­ten Recht­spre­chung des BGHs (z.B. BGH Urteil vom 11.10.2016 Az. XI ZR 482/15). Das OLG Frank­furt stell­te dabei fest, dass auch die vor­zei­ti­ge Rück­zah­lung, selbst wenn Sie auf das Betrei­ben der Dar­le­hens­neh­mer zurück­zu­füh­ren ist, kein Ver­wir­kungs­grund ist. Der Wider­ruf des Dar­le­hens­ver­tra­ges war daher wirk­sam und berechtigt.

Das OLG Frank­furt hielt der Bank vor, dass die­se den Umstand des wei­ter­hin bestehen­den Wider­rufs­rechts selbst geschaf­fen habe und auch Jah­re, nach­dem der BGH bereits Zwei­fel an der vor­lie­gen­den Wider­rufs­be­leh­rung geschürt hat­te, kei­ne Nach­be­leh­rung vor­ge­nom­men hat. 

Eine Risi­ko­ver­tei­lung hin­sicht­lich des Wider­rufs zulas­ten des Dar­le­hens­neh­mers wies das OLG zutref­fend eben­so ab. Der Dar­le­hens­neh­mer kann im Zwei­fel selbst nicht beur­tei­len, ob er kor­rekt belehrt wur­de oder nicht. Dies geht nur mit fach­kun­di­ger Unter­stüt­zung und es ist die Pflicht der Bank gewe­sen, in ange­mes­se­ner Deut­lich­keit über das bestehen­de gesetz­li­che Wider­rufs­recht bei Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen zu belehren. 

Wört­lich fass­te es das OLG u.a. wie folgt:

Wenn die Klä­ger somit in Unkennt­nis ihres fort­be­stehen­den Wider­rufs­rechts sich auf eine vor­zei­ti­ge Ver­trags­be­en­di­gung gegen Zah­lung einer Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung ein­ge­las­sen haben, begrün­det dies nicht die Ver­wir­kung oder unzu­läs­si­ge Rechtsausübung.“

Der Umstand, dass dem Berech­tig­ten der ihm zuste­hen­de Anspruch unbe­kannt war, steht der Ver­wir­kung jeden­falls dann ent­ge­gen, wenn die Unkennt­nis des Berech­tig­ten in den Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Ver­pflich­te­ten fällt. Die mit der unter­las­se­nen oder nicht ord­nungs­ge­mä­ßen Wider­rufs­be­leh­rung ver­bun­de­nen Nach­tei­le hat grund­sätz­lich der Geschäfts­part­ner des Ver­brau­chers zu tragen (…). „

Das Risi­ko, dass ein Feh­ler der Wider­rufs­be­leh­rung erst nach­träg­lich auf­ge­deckt wird, trägt nicht der Ver­brau­cher, son­dern die Bank.“

Die­se Ent­schei­dung des OLG Frank­furt vom 21.12.2016 Az. 24 U 151/15 dürf­te Aus­wir­kun­gen auf alle noch lau­fen­den Ver­fah­ren hin­sicht­lich die­ser Wider­rufs­be­leh­rung gegen die Cron­bank AG haben. Die Revi­si­on wur­de indes nicht zuge­las­sen. Es bleibt offen, ob die Cron­bank AG gegen das Urteil Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de ein­le­gen wird. 


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