LBBW unterliegt erneut wegen fehlerhafter Widerrufsbelehrung vor dem OLG Stuttgart

Kürz­lich erging ein wei­te­res inter­es­san­tes Urteil gegen die Lan­des­bank Baden-Würt­tem­berg (LBBW) vor dem OLG Stutt­gart wegen des Wider­rufs eines Verbraucherdarlehensvertrages.

Das OLG Stutt­gart hat mit Urteil vom 11.10.2016 Az. 6 U 48/16 eine oft von der Lan­des­bank Baden-Würt­tem­berg (LBBW) ver­wen­de­te Wider­rufs­be­leh­rung bei Dar­le­hens­ver­trä­gen als falsch ange­se­hen. Der Wider­ruf des Ver­tra­ges war daher wirksam.

Hier­bei heißt es in der Wider­rufs­be­le­hurng unter anderem:

Die Frist beginnt einen Tag, nach­dem Ihnen ein Exem­plar die­ser Wider­rufs­be­leh­rung und eine Ver­trags­ur­kun­de, Ihr schrift­li­cher Dar­le­hens­an­trag oder eine Abschrift der Ver­trags­ur­kun­de oder Ihres Dar­le­hens­an­trags zur Ver­fü­gung gestellt wur­den, nicht jedoch vor dem Tag des Abschlus­ses des Darlehensvertrags.“

Bemer­kens­wert ist, dass die­se For­mu­lie­rung dem OLG Stutt­gart nach eigent­lich immer falsch ist.

Bis­her gab es noch kein kla­res Urteil des OLG Stutt­gart, ob die­se For­mu­lie­rung auch bei vor Ort Geschäf­ten feh­ler­haft ist. Nach dem aktu­el­len Urteil ist es das. Die­se Recht­spre­chung zur feh­ler­haf­ten Wider­rufs­be­leh­rung der LBBW bei Dar­le­hens­ver­trä­gen wur­de bezüg­lich der vor­lie­gen­den Wider­rufs­be­leh­rung der LBBW auf alle Ver­trags­ab­schlüs­se erweitert.

So heißt es im Urteil vom 11.10.2016 Az. 6 U 48/16:

Die Wider­rufs­be­leh­rung ist feh­ler­haft, unab­hän­gig davon, ob ein Fern­ab­satz­ver­trag vor­liegt oder nicht.”

Durch die For­mu­lie­rung der in dem von der Beklag­ten über­sand­ten Ver­trags­an­ge­bot ent­hal­te­nen Beleh­rung, die Wider­rufs­frist begin­ne einen Tag nach Zur­ver­fü­gung­stel­lung eines Exem­plars der Wider­rufs­be­leh­rung und einer Ver­trags­ur­kun­de, ent­steht aus der Sicht eines unbe­fan­ge­nen durch­schnitt­li­chen Kun­den, auf den abzu­stel­len ist, zunächst der Ein­druck, die­se Vor­aus­set­zun­gen sei­en bereits mit der Über­mitt­lung des die Wider­rufs­be­leh­rung ent­hal­ten­den Ver­trags­an­trags der Beklag­ten erfüllt und die Wider­rufs­frist begin­ne ohne Rück­sicht auf eine Ver­trags­er­klä­rung des Ver­brau­chers bereits am Tag nach Zugang des Ange­bots der Beklag­ten zu lau­fen. Dies gilt umso mehr, als das Ange­bot der Beklag­ten mit „Dar­le­hens­ver­trag“ über­schrie­ben ist, so dass für den unbe­fan­ge­nen Leser der Ein­druck ent­steht, es han­de­le sich bei die­ser Urkun­de unab­hän­gig von der Annah­me­er­klä­rung des Klä­gers um die in der Wider­rufs­be­leh­rung genann­te Ver­trags­ur­kun­de, die dem Klä­ger zur Ver­fü­gung gestellt wer­de (vgl. BGH, Urteil vom 10.03.2009, XI ZR 33/08, juris Tz. 16).”

Im Lich­te die­ser Ent­schei­dung des OLG Stutt­gart vom 11.10.2016 Az. 6 U 48/16 dürf­te an der Feh­ler­haf­tig­keit der betrof­fe­nen Wider­rufs­be­leh­rung der LBBW kein Zwei­fel mehr bestehen.

Das OLG ließ aber die Revi­si­on zu. Es bleibt abzu­war­ten, ob die Lan­des­bank Baden-Würt­tem­berg die­ses Mit­tel nut­zen wird. Oft wird grund­sätz­lich die Revi­si­on ein­ge­legt, nur um die Rechts­kraft eines Urteils so lan­ge wie mög­lich zu ver­hin­dern. Nur ein gerin­ger Teil der ein­ge­leg­ten Revi­sio­nen wegen den Wider­rufs­ver­fah­ren wur­de in der Ver­gan­gen­heit aber tat­säch­lich vom BGH ent­schie­den. In vie­len Fäl­len wur­den die Ver­fah­ren vor­her been­det bzw. die Revi­si­on zurückgenommen.

Auf­grund der für die LBBW nega­ti­ven Recht­spre­chung des OLG Stutt­gart ist es über­dies wei­ter­hin so, dass teil­wei­se Dar­le­hens­neh­mer von der LBBW nach dem Wider­ruf bei ande­ren Gerich­ten ver­klagt wer­den. Im Zuge einer ein­heit­li­chen Recht­spre­chung dürf­ten sich die­se Gerich­te aber an den Urteil­ten des OLG Stutt­gart zu den Wider­rufs­be­leh­run­gen der LBBW ori­en­tie­ren. Betrof­fe­ne soll­ten kei­nes­falls zögern sich anwalt­lich bera­ten zu lassen.


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