Widerruf auch nach Vertragsaufhebung des Darlehens noch möglich

Das OLG Hamm stärkt in sei­nem Urteil vom 25.03.2015 Az. 31 U 155/14 erneut die Rech­te der Ver­brau­cher bei einem spä­ten Wider­ruf. Nach­dem es zwi­schen­zeit­lich schon mehr­fach zuguns­ten von wider­ru­fen­den Dar­lehns­neh­mern ent­schie­den hat­te, erfolgt jetzt ein wei­te­res Urteil. 

OLG Hamm spricht sich ein­deu­tig für das ewi­ge Wider­rufs­recht aus, wel­ches auch der BGH bis­her in sei­nen Ent­schei­dun­gen aner­kannt hat. 

Da dem Klä­ger kei­ne kor­rek­te Wider­rufs­be­leh­rung erteilt wor­den ist, kann der Wider­ruf – unbe­fris­tet – erfol­gen. Dies gilt selbst dann, wenn der Ver­trag voll­stän­dig erfüllt ist. Die gegen­tei­li­ge Ansicht wür­de dem Gedan­ken des Ver­brau­cher­schut­zes nicht gerecht (vgl. auch OLG Zwei­brü­cken Beschluss vom 10.5.2012 Az. 7 U 84/09).”

Im vor­lie­gen­den Fall hat es das OLG Hamm bereits aus­rei­chen las­sen, dass die Aus­füh­run­gen in der Wider­rufs­be­leh­rung des Dar­le­hens­ver­tra­ges zum „Finan­zier­ten Geschäft“ nicht voll­stän­dig dem Mus­ter ent­spra­chen. Auf­grund die­ser feh­ler­haf­ten Wider­rufs­be­leh­rung wur­de der Klä­ger nicht aus­rei­chend über sein Wider­rufs­recht belehrt und sein Wider­rufs­recht währt fort. Dies ist ins­be­son­de­re des­halb bemer­kens­wert, weil zuvor ein Auf­he­bungs­ver­trag des Dar­le­hens geschlos­sen wur­de und erst danach der Wider­ruf erfolg­te. Ande­re Gerich­te hat­ten dies bis­her bis­wei­len bereits aus­rei­chen las­sen, um ein Wider­rufs­recht als ver­wirkt anzu­se­hen. Die­ser Ansicht erteil­te das OLG Hamm eine ein­deu­ti­gen Absa­ge. Dies erfolg­te auch und gera­de im Hin­blick auf die ger­ne von Ban­ken zitier­ten Ent­schei­dun­gen des OLG Köln vom 25.01.2012 Az. 13 U 30/11 und des OLG Düs­sel­dorf Urteil vom 09.01.2014 Az. 14 U 55/13.

Zutref­fend erkennt das OLG Hamm, dass die Beklag­te Bank pro­blem­los hät­te den Klä­ger nach­be­leh­ren kön­nen. Des Wei­te­ren wider­spricht bereits die Annah­me einer Ver­wir­kung dem kla­ren Wil­len des Gesetz­ge­bers, der im § 355 Abs. 3 BGB a.F. gera­de kei­ne zeit­li­che Begren­zung des Wider­rufs­rechts vor­ge­se­hen hat­te, wenn falsch belehrt wird. 

Die Lis­te der OLG-Urtei­le, die kei­ne Ver­wir­kung anneh­men, wird immer län­ger. Betrof­fe­ne soll­ten sich daher nicht von Ban­ken abschre­cken las­sen, die unter Bezug­nah­me auf die Urtei­le vom OLG Köln oder OLG Frank­furt behaup­ten, dass Wider­rufs­recht des Dar­le­hens­neh­mers sei ver­wirkt. Dies ist es in den meis­ten Fäl­len gera­de nicht. Die Umstän­de unter denen Ver­wir­kung ein­tre­ten kann, sind sel­ten und stel­len abso­lu­te Ein­zel­fall­ent­schei­dun­gen da. Die­se hän­gen jeweils an den beson­de­ren Umstän­den des jewei­li­gen Falls und sind in der Regel nicht übertragbar.
 
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