Widerrufsbelehrungen der ING DiBa vom 11.06.2010 — 20.03.2016

Bei Immo­bi­li­en­dar­le­hens­ver­trä­ge, die zwi­schen dem 11.06.2010 und dem 20.03.2016 bei der ING-DiBa geschlos­sen wur­den, kann auch heu­te noch ein soge­nann­tes „ewi­ges Wider­rufs­recht“ bestehen.

Die­ses ermög­licht es den Dar­le­hens­neh­mern Jah­re nach Ver­trags­schluss den Ver­trag zu wider­ru­fen. Der Dar­le­hens­neh­mer ist bei einem erfolg­rei­chen Wider­ruf u.a. nicht ver­pflich­tet eine Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung an die Bank zu entrichten.

Das Wider­rufs­recht besteht dann fort, wenn sich in den soge­nann­ten Pflicht­in­for­ma­tio­nen des Dar­le­hens­ver­tra­ges nach § 492 Abs. 2 BGB i.V.m. Art 247 §§ 6 — 13 EGBGB in der jewei­li­gen Fas­sung (a.F.) Feh­ler befin­den. Zu die­sen Pflicht­in­for­ma­tio­nen gehö­ren u.a. auch die Wider­rufs­in­for­ma­tio­nen nach Art 247 § 6 Abs. 2 EGBGB a.F..

Die Kanz­lei hün­lein rechts­an­wäl­te hat inzwi­schen vie­le Immo­bi­li­en­dar­le­hens­ver­trä­ge der ING-DiBa aus dem Zeit­raum vom 11.06.2010 bis zum 20.03.2016 prü­fen können.

Je nach Zeit­raum und Ver­trag gibt es in den Immo­bi­li­en­dar­le­hens­ver­trä­gen der ING-DiBa eini­ge Auffälligkeiten.

Auf­sichts­be­hör­de

In eini­gen Ver­trä­gen wur­de in den Wider­rufs­in­for­ma­tio­nen auf „die Anga­be der für den Dar­le­hens­neh­mer zustän­di­gen Auf­sichts­be­hör­de“ ver­wie­sen. Die­se Anga­be der Auf­sichts­be­hör­de fin­det sich i.d.R. jedoch nicht im Darlehensvertrag.

Der BGH hat in einem ver­gleich­ba­ren Fall mit Urteil vom 22.11.2016, Az.: XI ZR 434/15 ent­schie­den, dass in die­sem Fall das Wider­rufs­recht der Dar­le­hens­neh­mer nicht zu lau­fen beginnt. Eine Nen­nung der Auf­sichts­be­hör­de in vor­ver­trag­li­chen Infor­ma­ti­ons­blät­tern, wie etwa dem stan­dar­di­sier­ten euro­päi­schen Merk­blatt dürf­te nicht aus­rei­chend sein. Eben­falls ist kei­ne nach­träg­li­che Nen­nung mög­lich, wenn nicht gleich­zei­tig auf den Beginn der Wider­rufs­frist von einem Monat hin­ge­wie­sen wird.

Wobei im Fall der ING-DiBa es schon schwer sein dürf­te, die zustän­di­ge Auf­sichts­be­hör­de für den Dar­le­hens­neh­mer über­haupt zu bestimmen.

Lauf­zeit / Ratenanzahl

Die ING-DiBa hat zudem bei vie­len Immo­bi­li­en­dar­le­hens­ver­trä­gen im Dar­le­hens­ver­trag eine unbe­stimm­te Lauf­zeit ange­ge­ben. Die Anzahl der Raten wur­de im Ver­trag sodann jedoch auf die jewei­li­ge Zins­bin­dungs­frist berech­net und ange­ge­ben (z.B. 120 oder 180 Raten). Eine Anga­be der ins­ge­samt zu zah­len­den Raten auf die pro­gnos­ti­zier­te Ver­trags­lauf­zeit und eine Gesamt­lauf­zeit­an­ga­be fehl­te indes.

Im Rah­men der Pflicht­an­ga­ben muss der Dar­le­hens­ge­ber nach § 492 Abs. 2 BGB a.F. i.V.m. Art 247 § 3 Abs. 1 Nr. 6 & 7 die Ver­trags­lauf­zeit, sowie Betrag, Zahl und Fäl­lig­keit der ein­zel­nen Teil­zah­lun­gen angeben.

Die­se Anga­be basiert auf einer Hoch­rech­nung auf­grund der ver­ein­bar­ten Kon­di­tio­nen. Wie lan­ge wür­de es dau­ern, bis das Dar­le­hen mit die­sen Kon­di­tio­nen voll­stän­dig getilgt ist.
Hier müss­te sowohl die Lauf­zeit im Ver­trag als auch die Gesamt­zahl der Raten ange­ge­ben sein. In vie­len geprüf­ten Immo­bi­li­en­dar­le­hens­ver­trä­gen bei der ING-DiBa wur­de im Dar­le­hens­ver­trag jedoch nur eine unbe­stimm­te Zeit als Lauf­zeit und eine Raten­zahl bis zum Ende der aktu­el­len Zins­bin­dung angegeben. 

Dies ist im Lich­te der Pflicht­in­for­ma­tio­nen eine feh­ler­haf­te Anga­be. Im Rah­men des BGH-Urteils vom 22.11.2016, Az.: XI ZR 434/15 reicht eine Nen­nung der Infor­ma­tio­nen im stan­dar­di­sier­ten euro­päi­schen Merk­blatt nicht aus. Die ver­trag­li­chen Pflicht­in­for­ma­tio­nen müs­sen sich im Ver­trag befinden. 

Abwei­chen­de Wider­rufs­in­for­ma­tio­nen im Merkblatt

In eini­gen Dar­le­hens­ver­trä­gen der ING-DiBa wei­chen die Wider­rufs­in­for­ma­tio­nen im Dar­le­hens­ver­trag und im stan­dar­di­sier­ten euro­päi­schen Merk­blatt von­ein­an­der ab. 

Im Dar­le­hens­ver­trag fin­det sich in den Wider­ru­fin­for­ma­tio­nen ein Hin­weis dar­auf, dass das Wider­rufs­recht nicht beginnt, bevor nicht alle Pflicht­an­ga­ben nach § 492 Abs. 2 BGB a.F. über­mit­telt wur­den. Im Merk­blatt fin­det sich in den wei­te­ren Hin­wei­sen zur Aus­übung des Wider­rufs­rechts kein Hin­weis mehr auf die Pflicht­in­for­ma­tio­nen nach § 492 Abs. 2 BGB a.F.. Hier wird viel­mehr auf das allei­ni­ge Vor­lie­gen der Pflicht­in­for­ma­tio­nen nach Art 247 § 6 Abs. 2 EGBGB a.F. ver­wie­sen. Dies ist nur ein Teil der Pflicht­in­for­ma­tio­nen nach § 492 Abs. 2 BGB a.F. i.V.m. Art 247 §§ 6- 13 EGBGB a.F. und daher nicht voll­stän­dig. Es ent­steht ein Wider­spruch zu den ver­trag­li­chen Widerrufsinformationen.

Meh­re­re Dar­le­hens­ver­trä­ge und nur eine Widerrufsbelehrung

In eini­gen Dar­le­hens­ver­trä­gen hat die ING-DiBa meh­re­re Dar­le­hens­ver­trä­ge mit unter­schied­li­chen Sum­men und Kon­di­tio­nen in einem Ver­trags­do­ku­ment zusam­men­ge­fasst. Es erfolg­te jedoch nur eine Widerrufsbelehrung. 

Hier wird sodann in den Wider­rufs­in­for­ma­tio­nen unter den Wider­rufs­fol­gen jeweils der Tages­zins­satz für jedes Dar­le­hens­kon­to ein­zeln auf­ge­führt. Unklar bleibt bei die­ser Vari­an­te, ob es sich um meh­re ein­zel­ne Dar­le­hens­ver­trä­ge han­delt und ob die­se nur gemein­sam wider­ru­fen wer­den kön­nen oder ob der Dar­le­hens­neh­mer ein Wider­rufs­recht für jeden ein­zel­nen Unter­ver­trag hat. Es bleibt eben­so offen, was im Fal­le des Wider­rufs nur eines der Ver­trä­ge mit dem jeweils ande­ren passiert.

Dem Gesetz nach steht jedem ein­zel­nen Dar­le­hens­neh­mer für jeden ein­zel­nen Dar­le­hens­ver­trag ein eige­nes Wider­rufs­recht zu. Dar­über muss der Dar­le­hens­neh­mer in geset­zes­kon­for­mer Art und Wei­se infor­miert werden. 

KfW-Dar­le­hen bei der ING-DiBa

Neben den regu­lä­ren Immo­bi­li­en­dar­le­hens­ver­trä­gen kön­nen unter Umstän­den noch KfW-Dar­le­hen der ING-DiBa wider­ru­fen wer­den. Zwar gilt für KfW geför­der­te Dar­le­hens­ver­trä­ge seit dem 11.06.2010 das Ver­brau­cher­dar­le­hens­wi­der­ru­fecht nach § 491 Abs. 2 Nr. 5, 495 BGB a.F. nicht mehr, aber wenn die­se Ver­trä­ge im Rah­men des Fern­ab­sat­zes geschlos­sen wur­den, kann ein Wider­ruf nach dem Ver­brau­cher­fern­ab­satz­recht mög­lich sein. Hier rich­tet sich das Wider­rufs­recht aller­dings nach §§ 312c, 312d BGB a.F. und den Pflicht­in­for­ma­tio­nen nach Art 246 EGBGB a.F.. Die Wider­rufs­be­leh­rung muss die­sen Umstand kor­rekt wider­ge­ben, nur dann wird bei die­sen Ver­trä­gen die Wider­rufs­frist in Gang gesetzt. 

Indi­vi­du­el­le Fehler

Neben den hier auf­ge­führ­ten Ansatz­punk­ten kön­nen jeweils wei­te­re indi­vi­du­el­le Feh­ler im Dar­le­hens­ver­trag vor­lie­gen, die ggf. zum Wider­ruf berech­tig­ten kön­nen. Die Pflicht­in­for­ma­tio­nen, sind soweit sie nicht kom­plet­te feh­len, inhalt­lich dyna­misch und rich­ten sich nach dem jeweils kon­kret geschlos­se­nen Darlehensvertrag. 

Mehr zum The­ma „Feh­ler bei neue­ren Immo­bi­li­en­dar­le­hens­ver­trä­gen“.

Aus­sa­ge­kräf­ti­ge Prä­ze­denz­fäl­le gegen die ING-DiBa hin­sicht­lich des neue­ren Wider­rufs­rechts zuguns­ten der Dar­le­hens­neh­mer exis­tie­ren kei­ne dies­seits bekann­ten. Die Ver­gleichs­quo­te der ING-DiBa war in der Ver­gan­gen­heit sehr hoch und damit wur­de bis­her erfolg­reich posi­ti­ve Urteil zuguns­ten der Dar­le­hens­neh­mer verhindert. 


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